Weltbilder

WeltbilderEng verbunden mit der Entwicklung der Astronomie als Wissenschaft ist die Veränderung der Vorstellungen vom Aufbau unseres Sonnensystems. In diesem Teilprogramm wird Ihnen die Fortentwicklung der Ansichten über unser Planetensystem, sogenannte Weltbilder, veranschaulicht. In der historischen Entwicklung finden Sie:

  • das altgriechische System
  • das pythagoreische System des Philolaos von Kroton
  • das ptolemäische oder geozentrische System
  • das herakleidische oder ägyptische System
  • das tychonische System
  • das kopernikanische oder heliozentrische System
  • das keplersche-galileische System

Nach Auswahl eines Weltbildes in der Liste zeichnet das Programm entsprechend der damaligen Vorstellungen ein Modell des Planetensystems.
Berücksichtigt werden hierbei neben der Erde, dem Mond und der Sonne auch die bis ins späte Mittelalter bekannten Planeten Merkur bis Saturn.

Klicken Sie auf den Schalter, demonstriert das Programm die Bewegung der Himmelskörper. Im linken Teil des Darstellungsfensters finden Sie eine Legende, welche die benutzten Symbole für die Himmelskörper erklärt.

Altgriechisches System
Schon sehr frühzeitig waren vor allem die bedeutenden antiken griechischen Gelehrten von der Kugelform der Erde und der Bewegung der Himmelskörper überzeugt. Eratosthenes ermittelte als Erster den Erdumfang, Aristoteles führte einen interessanten Beweis für die Kugelgestalt der Erde.

Nach den ersten Vorstellungen dieser Wissenschaftler bewegen sich alle bekannten Himmelskörper auf Kreisbahnen um die Erde. Ein derartiges System nennt man geozentrisch.

System des Philolaos
Abweichungen der Planetenpositionen von ihren mittels Berechnungen gewonnenen theoretischen Standorten und insbesondere der Versuch, die beobachtbaren Planetenschleifen zu erklären, führten immer wieder zu neuen Untersuchungen, um die Vorstellungen über den Aufbau des Planetensystems zu korrigieren. Der griechische Wissenschaftler Philolaos von Kroton, einer der Pythagoreer, ging davon aus, dass sich alle Planeten, der Mond und die Sonne um ein Zentralfeuer bewegen, das für uns unsichtbar ist. Zusätzlich existierte für ihn eine Gegenerde. Allerdings gab es nur wenige Anhänger seiner Theorie.

Ptolemäisches oder geozentrisches System
Zur Korrektur der Abweichungen der berechneten und beobachteten Planetenstellungen wurden schon frühzeitig Epizykel eingeführt. Dabei bewegt sich ein Planet auf der Peripherie eines Kreises, dessen Mittelpunkt sich kreisförmig um die Erde bewegt.
EpizykelDer Skizze zufolge würde sich der Planet Jupiter auf zwei Epizykeln bewegen. Mittels dieser Konstruktionen wurde es sogar möglich, die Planetenschleifen zu erklären und zu berechnen. Allerdings wurde die Theorie extrem kompliziert, da bis zu sieben Epizykel genutzt wurden.

Zusammengefasst wurden alle antiken astronomischen Erkenntnisse durch Ptolemäus und sein Werk „Almagest“.
Danach steht die Erde im Zentrum (geozentrisch), während sich alle anderen Körper auf Kreisbahnen, inkl. Epizykel, um die Erde bewegen. Diese Weltvorstellung galt uneingeschränkt bis in das 15. Jahrhundert.
Im Übrigen geht die „moderne“ volkstümliche Astrologie in direkter Linie auf Claudius Ptolemäus zurück, mit all ihren unwissenschaftlichen, menschenverdummenden Aussagen.

Tychonisches oder herakleidisches System
Ausgehend von den im 15. Jahrhundert immer deutlich werdenden Fehlern im geozentrischen Weltbild versuchte der dänische Astronom Tycho Brahe durch Konstruktion seines Weltbildes Abhilfe zu schaffen. Die Bedeutung für die moderne Astronomie kann nicht hoch genug eingeschätzt werden, da seine Beobachtungen Grundlage für das Auffinden der Bewegungsgesetze durch Kepler waren. So äußerte Kepler, obwohl sein privates Verhältnis zu ihm stets problematisch war, auch über Brahe:

„Die göttliche Vorsehung schenkte uns in Tycho Brahe einen … sorgfältigen Beobachter …“

Nach Brahe bewegen sich alle Planeten auf Kreisbahnen um die Sonne, während diese und der Mond sich um die Erde bewegen. Ähnliche Vorstellungen existierten schon im antiken Ägypten, gingen aber wieder verloren. Im herakleidischen System bewegen sich Merkur und Venus um die Sonne, diese der Mond und der restlichen Planeten auf Kreisbahnen um die Erde.

Kopernikanisches oder heliozentrisches System
Nachdem im Spätmittelalter Kritik am überlieferten Weltbild geübt worden war, regten sich zu Beginn der Neuzeit auch naturwissenschaftlich begründete Zweifel an der Richtigkeit des Ptolemäischen Systems. Weil dieses System durch die Verbesserungsversuche der Nachfolger Ptolemäus‘ immer komplizierter geworden war, kam der in Thorn geborene polnische Astronom Nikolaus Kopernikus zu der Überzeugung, dass das geozentrische Weltsystem unmöglich die Wirklichkeit darstellen konnte.
Überzeugt von einer „einfachen, göttlichen Schöpfung“ suchte er nach einer logischeren Erklärung.

In seinem 1543 veröffentlichten Werk „De revolutionibus orbium coelesticum“ („Über die Umlaufbewegungen der Himmelskörper“) beschrieb er unter anderem die Reihenfolge der Planetenbahnen und fuhr dann fort:

„In der Mitte aber von allem steht die Sonne. Denn wer möchte in diesem schönsten Tempel die Leuchte an einen anderen oder besseren Ort setzen, als von wo aus sie das Ganze zugleich erleuchten kann?
Wenn anders nicht unpassend nennen einige sie die Leuchte der Welt, andere die Seele, noch andere den Regierer. So lenkt in der Tat die Sonne, auf dem königlichen Throne sitzend, die sie umkreisende Familie der Gestirne.“

Nach seinem Weltbild steht die Sonne im Zentrum des Systems (heliozentrisch), während sich die Erde und die Planeten um diese bewegen. Da Kopernikus noch an den gleichförmigen Kreisbahnen festhielt, konnte sich das System nur allmählich durchsetzen. Übrigens hatte schon Aristarch von Samos etwa 200 v.Z. die Idee eines heliozentrischen Weltbildes.

Keplersches-Galileisches System
Erst durch die Veröffentlichung der Keplerschen Gesetze, der Beobachtungen der vier großen Jupitermonde durch Galilei und der Entdeckung der Parallaxe wurde das kopernikanische Weltsystem allgemein anerkannt.

Weitere Erkenntnise von Kepler und Galilei waren: Merkur und Venus zeigen Lichtphasen wie der Mond. Die Planetenbahnen sind keine perfekten Kreisbahnen, sondern Ellipsen. Die Sterne sind unterschiedlich weit von uns entfernt. Deren Bewegung am Nachthimmel kommt durch die Drehung der Erde zustande.

Randglosse der Geschichte: Ausgehend von „Gott begründet den Erdkreis unbeweglich…“ (1. Chronik 16,30) setzte die katholische Kirche 1616 Kopernikus‘ Werk „bis zur Berichtigung“ durch lokale kirchliche Zensoren auf den Index, wo es auch bis 1835 blieb. Der Erfolg der Zensur war aber relativ gering. In Italien wurden nur 60% aller Exemplare und z.B. in Spanien keine einziges „berichtigt“ worden (nach Owen Gingerich).

Das inquisitorische Urteil über Galileo Galilei wurde übrigens erst im 20. Jahrhundert durch den Vatikan als fehlerhaft aufgehoben: 1979 beauftragte Johannes Paul II. die Päpstliche Akademie der Wissenschaften, den berühmten Fall aufzuarbeiten. Am 31. Oktober 1992 wurde der Kommissionsbericht übergeben (nach 13 Jahren!!!!!) und Johannes Paul II. hielt eine Rede, die oft verkürzt als eine Entschuldigung dargestellt wird.

In Wirklichkeit gab der Papst keine Entschuldigung.
Eine solche Entschuldigung widerspricht allen katholischen Dogmen. Am 2. November 1992 wurde Galileo Galilei von der römisch-katholischen Kirche formal rehabilitiert; nicht weil Galilei nach katholischer Sicht unschuldig war, sondern aus Verfahrensfehlern!!!

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